Was bestimmt den Wert eines E-Books?
Einen schlechten Wein oder eine geschmacklose Tomate möchte eigentlich niemand haben. Trotzdem sind die Regale voll davon. Über den Preis lässt sich fast alles verkaufen. So ist es auch mit E–Books. Betrachten wir einmal einen E–Book–Roman. Auch minderwertige E–Book–Romane verkaufen sich, weil sie dauerhaft für 99 Cent angeboten werden (was ich hier explizit ausklammern möchte, sind Preisreduzierungen im Rahmen kurzzeitiger Marketingaktionen).
Damit will ich nicht sagen, dass alle dauerhaft für 99 Cent angebotenen E–Books schlecht sind. Es gibt erstaunlich viele Beispiele für wirklich hochwertige Inhalte. Sie werden meiner Meinung nach von den Autoren trotzdem dauerhaft billig angeboten, weil die Autoren nicht sehr geübt darin sind, den Marktwert Ihres vielleicht hochwertigen Buchs einzuschätzen.
Das aber schadet dem Aufbau des Autorennamens enorm, gerade weil es viele Billig–E–Books am Markt gibt, die handwerklich eher zweifelhaft sind und deshalb nur billig angeboten werden können. Mit zweifelhaft ist hier die Qualität sowohl in Bezug auf das Schreiben als auch auf die technische Umsetzung gemeint. Dadurch aber laufen gerade Neuautoren mit hoher Qualität Gefahr, sich in die Riege der eher mittelmäßigen Anbieter einzureihen.
Ein professioneller Verlag baut seine Autoren auf. Er sorgt dafür, dass der Name eines guten Autors zur Marke wird, die natürlich für eine ganz bestimmte Qualität stehen soll. Hier ist keine Marke im Sinne einer Margarinewerbung gemeint. Die Marke eines Autors ist so zu verstehen, was das Wort eigentlich bedeutet: Kennzeichen und auch Grenzgebiet. Es geht also um die markanten Eigenschaften, die ein Autor hat, und um die Abgrenzung von Mitbewerbern. Ein Autor kann durch seine Sprache, durch seine Aussagen und auch durch sein Auftreten zur Marke werden. Je glaubwürdiger und authentischer seine Persönlichkeit gekennzeichnet ist, je schärfer er sich von anderen Autoren abgrenzen lässt, desto ausgeprägter und positiver wird seine Marke sein. Ein Verlag macht das aber nur, wenn der Autor entweder noch unbekannt ist oder bereits einen guten Ruf hat; niemals aber, wenn er einen weniger guten Ruf hat.
Als unabhängiger Autor und damit als Selbstvermarkter, als „Indie“ also, sollte man daher keinesfalls damit einsteigen, seinen Büchern und damit sich selbst einen geringen Wert zuzumessen. Ich möchte daher davon abraten, einen E–Book–Roman dauerhaft für 99 Cent zu verkaufen. Denn das mindert klar den Wert des Werks und tut sowohl dem Autor wie auch dem Markt nicht gut. Mehr zu diesen Dingen erfahren Sie in meinem E–Book „Platz 1 bei amazon“.
Wie schreibt man ein E-Book? Das habe ich bereits in dem Artikel Gibt es ein Patentrezept zum Bestseller? beantwortet. Was aber ist der angemessene Preis? Das ist nicht einfach zu entscheiden. Dazu einige Überlegungen:
Der Käufer möchte in keinem Fall für ein E–Book so viel ausgeben wie für ein gebundenes Buch aus Papier. Genaugenommen kauft er ja eigentlich die Rechte daran, den Inhalt des Buchs in elektronischer Form lesen zu können. Wenn er ein E–Book online kauft, dann besitzt der Leser physisch betrachtet das Buch gar nicht, es wird lediglich von z.B. amazon zur Verfügung gestellt. Theoretisch kann amazon das Buch jederzeit vom Lesegerät löschen. Das vermittelt eine andere Wertigkeit als ein Gegenstand, den man sich zierend ins Regal stellt. Und doch braucht auch der Käufer eines E–Book das Gefühl, einen Wert erworben zu haben. Aber man sollte für ein E–Book keine 18 Euro verlangen wie für ein schönes Paperback–Buch oder gar 25 Euro wie für einen Hardcover–Einband.
Betrachtet man die Tatsache, dass ein Autor bei einem Verlag pro verkauftes Exemplar je nach Vertrag zwischen 8 und 10 % des Buchpreises erhält, dann sind etwa 2 Euro ein realistischer Erlös von einem verkauften Buch. Man kann also als Autor eines E–Books etwas mehr als 2,30 Euro Gewinn anstreben.
Die Mehrarbeit für die technische Erstellung des E–Books kann man damit in etwa als abgegolten betrachten. Man kann jetzt noch die Kosten fürs Lektorat und für den Buchumschlag umlegen. Der Endpreis bei amazon würde damit bei etwa 3 oder 4 Euro liegen. Natürlich kann man auch mehr verlangen, etwa für ein Sachbuch als E–Book mit wirklich wertvollem Knowhow. Das rechtfertigt sich grundsätzlich immer.
Ich glaube dass viele Verlage, die schon E–Books produzieren, ihre Preisgestaltung noch einmal überdenken müssen. Denn sie bieten das E–Book immer noch nur wenig unterhalb des Preises an wie die gedruckten Bücher. Natürlich kann ein Verlag seinen Überbau und die damit verbundenen Kosten nicht wie ein unabhängiger Autor seinen Betrieb finanzieren. Aber die Lücken zwischen den Preisen müssen kleiner werden. Autoren sollten ihre Bücher etwas teurer anbieten, Verlage etwas günstiger. Vorstellbar wäre auch ein Kombipaket: Wer das gedruckte Buch kauft, bekommt das E–Book dazu zu einem sehr geringen Aufpreis oder ähnlich. Die Möglichkeiten für die Leser sind längst noch nicht ausgereizt.
Trotz aller Preisdiskussion ist folgende Erkenntnis maßgeblich: Um einen E–Book–Bestseller zu landen, muss man das Buch nicht für 99 Cent zum Billigsttarif hergeben. Ein Bestseller entsteht nicht nur über den Preis. Wer als Autor punkten will, macht das durch guten Inhalt, gute Kritiken und geschicktes Marketing – wie Sie bereits in dem früheren Beitrag dieser Rubrik erfahren haben, den Sie hier noch einmal nachlesen können.
Neben dem erfreulichen Verkaufserfolg hat ein E–Book–Bestseller aber noch einen ganz anderen Wert für den Autor: Wenn man ein E–Book ganz nach oben bringt, dann werden auch wichtige Verlage aufmerksam. Hat der Autor Durchhaltevermögen bewiesen und sich nicht den zweifelhaften Ruf eines 99–Cent–Billigliteraten erworben, dann kann das für ihn ein Sprungbrett zu einem Verlag sein. Mir ist es so gegangen. Ich bin jetzt bei einem renommierten deutschen Verlag, der sich als Marktführer für Kriminalliteratur profiliert hat.
Ein Patentrezept für einen Bestseller gibt es nicht. Ich habe seit den ersten Zeilen von „Schröders Verdacht“ über „Gott würfelt doch“ bis hin zum E–Book–Marketing zwanzig Jahre dazu gebraucht, einen großen Verlag zu finden. Aber sie könnten das schneller machen, indem sie sich meine Tipps näher ansehen und vor allem Dinge vermeiden, die Sie nur Zeit kosten.
E-Book-Marketing: Gibt es ein Patentrezept zum Bestseller?